Die Geschichte der Elblandfestspiele Wittenberge

Aus einem Gespräch im Frühjahr 1998 zwischen dem ehemaligen Präsidenten von »BühnenReif Deutschland« Berlin, der Gesellschaft zur Förderung junger Bühnenkünstler, Heiko Reissig, und dem damaligen 1. Beigeordneten und Kulturdezernenten der Stadt Wittenberge, Andreas Schön, über neue Wege in der Entwicklung Wittenberges formte sich ein Grobkonzept der künftigen Operettenfestspiele. Beide stellten dieses Konzept den Stadtverordneten vor, gemeinsam mit Kammersängerin Ingrid Czerny, heute Kuratoriumsmitglied der Elblandfestspiele, Herrn Dr. Wolfgang Geßler und Staatsopernintendant a. D. Prof. Hans Pischner.

Auf mehrfachen Sitzungen des Kulturausschusses und der Stadtverordnetenversammlung wurden die konzeptionellen Ziele unterstützt. In der Industriestadt Wittenberge, der die Industrie abhanden gekommen scheint, mutete eine kulturelle Zielsetzung der Stadtentwicklung ungewohnt an.

Exkursionen zu den populären Seefestspielen nach Mörbisch in Österreich im Juli 1999 brachten neue Erkenntnisse und starke Motivationsimpulse.

Ebenso fungierte die Stadt Wittenberge selbst als Ideengeber der
Festspiele: In ihren Mauern hatte von 1880 - 1884 der später berühmte Berliner Operettenkomponist Paul Lincke seine musikalische Ausbildung an der damaligen Stadtpfeifferei unter Direktor Rudolf Kleinow erfahren. Somit lassen die Elblandfestspiele eine fast vergessene musikalische Station der Stadtgeschichte fulminant wieder aufleben.

Die Stadtverordnetenversammlung beschloss die Durchführung der
»1. Internationalen Operettenfestspiele Wittenberge«.
Am 20. Juni 2000 wurde die Premiere der Elblandfestspiele »Feuerwerk der Musen« ein überwältigender Erfolg. Die Alte Ölmühle und etwa 1400
Zuschauer erlebten in der Industriebrache eine Wiederauferstehung der großen Bedeutung dieser Stätte für die Stadtentwicklung und einen emotionsgeladenen, wunderbaren Abend.

Das Jahr 2000 stand ganz im Zeichen der Entscheidung über die Zukunft der Festspiele: Eine Machbarkeitsstudie sollte bei der Entscheidungsfindung helfen. Fazit: In einem Stufenprogramm das Wachstum der Festspiele befördern.

Im Jahr 2001 wurden schon zwei Gala-Abende vorbereitet.
»Zauber einer Sommernacht« mit etwa 2500 Gästen wurde ein ebenso voller Erfolg. Die Gala wurde vom Fernsehen des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg aufgezeichnet und danach insgesamt 12 x vom ORB, MDR, WDR und SWR ausgestrahlt. Gratulationen und Nachfragen aus Deutschland und europaweit erreichten den ORB und die Festspielleitung.

Um die Unverwechselbarkeit und einen starken Bezug zum Naturraum der Elbtalauen zu schaffen, werden die Festspiele seit 2002 unter der Projektbezeichnung »Elblandfestspiele Wittenberge« geplant, vorbereitet und durchgeführt.

»Mondscheinträumereien«, zwei Operetten-Gala-Abende und die
»Bernstein-Gershwin-Gala« im Juni 2002, begeisterten das Publikum. Wiederum zeichnete der ORB die Festspielkonzerte auf und strahlte sie mit höchsten Einschaltquoten mehrfach aus.
Nicht nur auf dem Gelände der Alten Ölmühle zu Wittenberge sind die Elblandfestspiele aktiv: Im Ergebnis vielversprechender Gespräche mit Kooperationspartnern in ganz Norddeutschland und entlang der Elbe fand zum 100. Geburtstag der Schauspielerlegende Heinz Rühmann die umjubelte Uraufführung des Theaterstücks »Herzensbrecher« in der Regie von Herrmann Krug im Kultur- und Festspielhaus Wittenberge statt. Ein starkes Medienecho begleitete die Aufführungen durch Deutschland.

Am 30. Juli 2002 gründete sich die Gesellschaft Elblandfestspiele e. V.
Vereinsziel ist die Weiterführung der Elblandfestspiele auf dem Gelände der Alten Ölmühle.

Zu den Festspielen 2003 »Carneval der Melodien« und den Jubiläumsfestspielen 2004 »Es leuchten die Sterne« kamen so herausragende Künstler wie Anna-Maria Kaufmann, bekannt aus der Uraufführung des »Phantom der Oper« als »Christine«, der berühmte Wagner-Tenor René Kollo, Nachwuchstenor Johannes Kalpers, der weltberühmte Countertenor Jochen Kowalski, die finnische Sopranistin Sarianna Salminen und schließlich der legendäre große Mime Johannes Heesters (um hier nur einige zu nennen...).

Sie alle kamen, sangen und spielten gemeinsam mit Moderatoren
wie Dagmar Berghoff, Madeleine Wehle, Marina Ringel, Friedrich Schönfelder, Lutz Jahoda, Ks. Rainer Süß, Björn Casapietra oder Dénes Törzs – und Dagmar Frederic, die sich zu einem Publikumsliebling am Elbestrand entwickelt hat.

Mit Kammersängerin Renate Holm aus Wien sowie den Legenden Ivan Rebroff, dem »Lachenden Vagabunden« Fred Bertelmann, Karin Pagmar aus Schweden, der neuen Stimme des Musicals »Zarah Leander« - einem Publikumsrenner - oder dem überaus populären jungen Tenor Thomas Kiessling gelangen auch im Jahre 2005 zwei unvergessliche Abende, die in ganzer Breite das Genre der heiteren Muse auf die Wittenberger Festspielbühne brachten.

Die Elblandfestspiele 2006 boten „Melodien der Herzen“, zu der unter anderem die ganz in weiß und schneidig mitreißenden Commedian Harmonists beitrugen. Die Moderatoren Walter Plathe und Peter Bause führten als Rahmenhandlung in die imaginären Gewölbe eines Theaters, wo der Tenor Erkan Aki, der schon zum Jahrtausendwechsel vor dem Brandenburger Erfolge gefeiert wurde, ebenso brillierte wie die Weltstars Eva Lind und Volker Bengl. Musikalisch unschlagbar an diesen Abenden: Nathalie und René Kollo, Tochter und Vater einer der ganz großen Operettendynastien.

Erstmals unter dem Dirigat von Heinz Walter Florin und in der erfrischenden Moderation von Maxi Arland erlebten die Elblandfestspiele im Jahre 2007 zwei glanzvolle Gala-Abende unter dem Titel „Es ist eine rauschende Ballnacht“, zu deren Höhepunkt unzweifelhaft die Musical- und Liedinterpretationen von Daniela Ziegler gehörten, umschwärmt von Tänzerinnen und Tänzern der »Energy Dancers«. Mit Peter Wieland kam einer der bekanntesten Sänger der DDR-Unterhaltungsmusik auf die Bühne, auf der in diesem Jahr auch die beiden Weltstars Deborah Sasson und Johannes Kalpers brillierten. Der von den Festspielen zum Kammersänger gekürte Johannes Heesters war ebenso auf der wenige Monate zuvor eröffneten „Elblandbühne“ dabei, wie die Preisträger des festivaleigenen Gesangswettbewerbes Lisa Tjalve aus Dänemark und der russischstämmige Serge Novique aus den Niederlanden, die musikalischen Traumpaare Anke Lautenbach und Björn Casapietra sowie Alenka Genzel und Frank Matthias – und schließlich: Heiko Reissig, der mit diesen Abenden seinen Abschied als Intendant der Elblandfestspiele nahm.

Traditionell begleitet das Deutsche Filmorchester Babelsberg,
häufig unter Leitung des von den Elblandfestspielen zum Generalmusikdirektor gekürten Dirigenten Manfred Rosenberg, die Elblandfestspiele.

Regelmäßig überträgt der Fernsehsender »rbb« die Gala-Abende der Elblandfestspiele aus der Alten Ölmühle, die aus dem kulturellen Leben der Prignitz nicht mehr wegzudenken sind und deren Idee sich nicht nur tausende Operettenfans europaweit angeschlossen haben, sondern die auch von einer wachsenden Sponsorenfamilie begleitet werden. Mit der erweiterten Ausrichtung des Programms auf historische Filmmusiken und der Auslobung eines Internationalen Gesangswettbewerbes für Operette »Paul Lincke« gehen die Elblandfestspiele Wittenberge ihren erfolgreichen Weg in die Zukunft weiter.